Irland

Irland

Irland (irisch Erde), die große britische Insel im Westen von England und Schottland, mit 1315 Quadrat M. Flächeninhalt und 8½ Mill. Ew., durch den Georgencanal vom Mutterlande geschieden. Der Irländer nennt es »das grüne Eiland;« denn, die von einer blendenden Vegetation bedeckt. Die Nordwestküste des Landes läuft weit in's Meer und besteht aus einer Reihe von Basaltsäulen, dem sogenannten Riesendamme. An den Küsten bildet das Meer eine Menge von Buchten und Baien, im Lande selbst gibt es fischreiche Seen und Moräste. Zahlreiche Canäle erleichtern die Schifffahrt und den Handel im Innern; der Shannon ist Irlands größter Fluß. – Das Klima ist im Verhältniß zur geogr. Lage des Landes im Winter sehr gelind und die Hitze im Sommer, zu Folge der Seewinde, gemäßigt. Hier, wie in England, gibt es häufig dichte Nebel, welche den Horizont verdüstern, aber das leuchtende Grün der Wiesen und Weiden gewährt trotz dem eine freundliche Ansicht. Der Boden bringt Getreide, Flachs und Kartoffeln in Menge hervor und ernährt zahlreiche Heerden; den Mangel an Brennholz ersetzt der Ueberfluß an Steinkohlen und Torf; einige Steinkohlenlager gehen bis tief unter das Meer. Irlands Einwohner, welche noch immer nicht gleiche Rechte mit den Bewohnern des englischen Mutterlandes genießen, bekennen sich bis auf 1½ Mill. Protestanten, zur katholischen Religion, sind, wie die Bergschotten, Nachkommen der celtischen Galen, und sprechen galisch. Sie sind ein kräftiger, stämmiger Menschenschlag, leicht zu That und Widerstand elektrisirt, unternehmend, industriös. – Die hohen, schönen Gestalten der irischen Frauen zeigen mehr Kraft als Grazie; sie besitzen aber schöne, schwärmerische Augen, edle Profile und sanfte Lippen. Man gewahrt an ihnen häufig eine seltene Lebendigkeit, Feuer und Witz, die Sinnlichkeit des Südens und die Schwärmerei des Nordens. Sie lieben Pracht und Glanz, glühen voll patriotischen Eifers für die Rechte und Freiheiten ihres Vaterlandes, wie ihres Glaubens, und fassen politische Interessen mit Lebhaftigkeit auf. Die Musik der Iren charakterisirt eine großartige Melancholie; doch ist sie bei Weitem weicher, als die der schottischen Hochländer. Das gemeine Volk schmachtet zum Theil in Armuth und Unwissenheit und ist träge, unreinlich und abergläubisch. In neuerer Zeit hat aber auch in diesen Kreisen die Kultur Riesenschritte gethan. Der weit ausgebreitete Handel befaßt sich meist mit Erzeugnissen des Landes; jährlich werden an 60 Mill. Ellen Leinwand nach England und Nordamerika ausgeführt. – Im Allgemeinen ist die Physiognomie der Landesformation sehr romantisch, hügelreich, sanft bebuscht und übertrifft bei Weitem die von England Nur im strengsten Winter sieht man die Gipfel der Berge mit Schnee bedeckt, Wiesen und Triften sind immer grün, die Bäche silberhell und nie vertrocknet. Dublin (s. d.) ist die Hauptstadt, Limerik und Cork sind bedeutende Handelsplätze. Irland und Schottland scheint zu gleicher Zeit und von demselben Stamme bevölkert worden zu sein. Galen zogen aus dem mittlern Frankreich über das Meer, gründeten auf den fruchtbaren Inseln Kolonien, machten sich unter den Namen Skoten und Pikten als Seeräuber gefürchtet, widersetzten sich den Römern und beunruhigten selbst diese in ihren englischen Besitzungen. Gegen Ende des 5. Jahrhunderts erhielten sie das Christenthum. Im 9. Jahrh. ward Irland von den Normannen erobert, diese gründeten Dublin und aus ihrer Mitte entsprang 920 mit Gottfried eine Reihe von Königen. Durch Streitigkeiten unter den kleinen irischen Häuptlingen wurden die Engländer 1169 in das Land gelockt, breiteten sich immer mächtiger aus und unterjochten nach und nach die ganze Insel. Hieraus nun entstand der wechselseitige Nationalhaß zwischen Iren und Engländern, der sich bei den Letztern oft durch die bitterste Verachtung, durch grausame Maßregeln kund gab. So gab esz. B. ein Gesetz, wornach die Verbindung eines Engländers mit einem Iren, sei es durch Heirath, Verschwägerung oder Gevatterschaft, für Hochverrath galt. Der Mord, von einem Engländer an einem Iren verübt, galt für kein Verbrechen und wurde nur, wenn dieser Edelmann war, durch eine geringe Geldstrafe gebüßt. Diese Umstände führten natürlich zu den heftigsten Reaktionen, welche jedoch immer tiefere Unterdrückung zur Folge hatten. Cromwell ließ z. B. die Einwohner des eroberten Tredah niedermetzeln, von 15,000 derselben entgingen nur 30 Greise und Kinder dem Tode. 20,000 Irländer, welche sich mit den Waffen in der Hand gefangen gaben, wurden als Sklaven nach Amerika verkauft, 40,000 Andere außer Landes geschickt, die Güter der Großen wie der kathol. Geistlichkeit confiscirt etc. Es schien, als sei es des Protektors Absicht, die ganze eingeborne Völkerschaft auszurotten. Von da an ist die Geschichte Irlands nur eine lange Kette von Unglücksfällen. Die Einwohner flohen aus der blutenden Heimath und nahmen scharenweise fremde Kriegsdienste. Der neuern Zeit scheint es vorbehalten, dem unglücklichen Lande die längst vorenthaltenen Rechte und Begünstigungen zu gewähren.

V. u.–n.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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