Aufwand

Aufwand

Aufwand. Was wir unter Aufwand verstehen, war den Frauen des griechischen Alterthumes größtentheils unbekannt. Ihre Eingezogenheit, ihre untergeordnete Stellung im Staate hielt sie davon entfernt. Die Geschenke, welche berühmte Hetären an Bildsäulen oder andern Kunstwerken den Haupttempeln verehrten, sind seltene Ausnahmen. Anders war es bei den Asiatinnen und Aegypterinnen. Die Prachtliebe, der Luxus, die Sucht nach Befriedigung mannichfacher Leidenschaften bei den Männern ging auch auf die Frauen über. Suchis konnte auf ihre Kosten eine Pyramide bauen, Cleopatra gab verschwenderische Feste, und löste jene berühmte Perle in Essig auf, und trank sie auf ihres Antonius Wohl. Nicht so groß, aber allgemeiner war der Aufwand vornehmer Römerinnen in den letzten Zeiten der Republik und unter den Kaisern. Eine Schar von Sklavinnen war stets bereit, jede Laune, jeden Wink der Gebieterin zu vollziehen. Die Geräthschaften des Hauses waren aus kostbaren Metallen, Elfenbein, Marmor und theurem Holz gefertigt. Ferne Welttheile mußten Stoffe zu Kleidern und Schmuckzeug liefern. Tyrus spendete seinen Purpur, China Seide, Aegypten Byssus, Afrika und Asien Gold, Perlen und köstliche Spezereien, um die eitle stolze Römerin zu schmücken, sie in Wohlgerüche zu hüllen, ihre Reize zu verherrlichen. Man bereitete schon damals Schönheitsmittel: Schminken, duftende Salben, Wässer, um die Haut zu erfrischen und Haare zu färben. Die Kaiserin Poppäa führte auf ihren Reisen 60 Eselinnen mit, um in ihrer Milch sich zu baden und so die Frische ihrer Haut zu erhalten. Welcher Aufwand unter den Römerinnen des Privatstandes herrschte, s. m. in Böttiger's Sabina. – Die verdorbenen Frauen des üppigen Byzanz vergeudeten Schätze für ausschweifende Feste, zur Befriedigung seltsamer Einfälle, wobei Grazie und Schönheit selten in den gemessenen Gränzen blieben. Der Aufwand der Frauen im Mittelalter war mehr auf den Reichthum der Geräthschaften gerichtet und diese erbten von Geschlecht zu Geschlechtern fort. Am frühesten wurden die Italienerinnen vergnügungssüchtig; doch waren sie dabei den Künsten hold und unterstützten diese reichlich. Der größte Aufwand vieler reicher Frauen, vorzugsweise in Deutschland, bestand in Geschenken und Vermächtnissen an Kirchen und Klöster, in Meßgewändern, Altargeräthschaften etc., und hatte so einen frommen Zweck. Auch die eigene Andacht erforderte oft großen Aufwand, wie das mit Goldblech beschlagene, mit Edelsteinen geschmückte Gebetbuch der Kaiserin Kunigunde, oder jenes mit Miniaturen verzierte der Maria von Burgund, der Kurfürstinnen von Baiern etc. beweisen. – Die deutschen Frauen, welche in jener Zeit nur bei Turnieren, Hochzeiten und seltenen Festen öffentlich erschienen, traten nach und nach mehr in gesellige Kreise, und dieß bedingte Wechsel der Kleidung, des Geräthes, bedingte Moden; der Luxus artete in Verschwendung aus. Die jungfräuliche Königin Elisabeth von England hinterließ 1000 Kleider, wovon viele mit Perlen und Edelsteinen geschmückt waren. Zur Pracht gesellte sich später auch die Eleganz, der Geschmack, der tausendfach ' die ewig wechselnden Moden hervorrief, und so zeigte sich der Aufwand in Palästen und Bürgerhäusern, in Luftreisen nach Italien, der Schweiz und Frankreich, im Besuch von Bädern, in glänzenden Bällen, Gastereien, Assembleen etc. etc.

A. V.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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