Nadeln

Nadeln

Nadeln dienten in den frühesten Zeiten meist nur als spitze Instrumente zum Anheften der Gewänder oder Aufstecken der Haare, seltener zum Nähen und Sticken, weil beiden Arbeiten das Weben, welches die Form der Kleidungsstücke bereits bedingte, vorausging. Die Dornen und Stacheln verschiedener Pflanzen und Sträuche boten sich den Menschen zuerst als natürliche Stecknadeln dar, vielleicht ahmte man sie dann mit zugespitzten Hölzern nach und ersetzte diese wiederum später, nachdem die Metalle vom Feuer gewältigt worden, um sie haltbarer zu machen, durch solche. Schnallen und Hefte dienten jedoch bei den uns bekannten Nationen des Alterthums meistens statt der Nadeln, und wenn ihrer bei den Römern und Griechen, die wir als die Gebildetsten immer wieder anführen müssen, Erwähnung geschieht, so sind es vorzüglich die Haar- oder besser Nestnadeln, von denen die Rede ist. Sie unterschieden sich wesentlich von dem, was wir jetzt Haarnadeln nennen, und zeigen sich, von den Franzosen broches geheißen, noch von Zeit zu Zeit bei Balltoiletten. Diese großen, metallenen Nadeln, welche schon die Flechten der Römerin schmückten, endigten gemeiniglich in einen goldenen Knopf, trugen aber auch oftmals statt desselben kostbare Edelsteine oder kleine Statuen auf niedlichen Kapitälern, wie nicht minder zierliche Filigranfiguren. Die römischen Gräber bewahrten viele dergleichen und nach diesen alten Modellen formten die Goldarbeiter, namentlich im kunstliebenden Frankreich, die schönsten Nachahmungen für die heutige Zeit. Die eigentlichen Nestnadeln mit den einfachen, goldenen Knöpfen erhielten sich unter den Landbewohnerinnen Italiens, deren reiches, schwarzes Haar sie noch immer wie einst das Gelock der domina zieren. Sehr entfernt war man übrigens früher von der Vollkommenheit, in welcher uns jetzt z. B. die englischen Fabriken die unentbehrlichen Werkzeuge des weiblichen Fleißes, Näh- und Stricknadeln, liefern. Erstere gelten, da das Stricken viel später, denn das Nähen erfunden ward, die jüngern Erzeugnisse der Industrie, da hingegen die Nähnadeln schon bei den Griechinnen im Gebrauche waren. Halbrohe Völker, wie Samojeden, Lappen etc., fertigen die ihren aus Fischgräten und arbeiten bewundernswürdig nett damit; uns liefern außer England Karlsbad, Nürnberg, Aachen etc. die besten Nadeln. Eine Nähnadel muß 75 Mal durch die Hände gehen, ehe sie vollendet ist.

F.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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  • nadeln — V. (Mittelstufe) Nadeln verlieren Beispiel: Die meisten Nadelbäume nadeln im Winter …   Extremes Deutsch

  • Nadeln — Nadeln, schlanke, spitz zulaufende Werkzeuge aus Metall (Stahl, Messing, Gold, Silber), Horn, Knochen, Elfenbein, Holz etc., zu den verschiedensten Zwecken dienend, hauptsächlich zum Zusammenfügen von Geweben u. dgl. mittels Fäden (Näh , Pack ,… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Nadeln — Nadeln, verb. reg. act. welches nur bey den Schuhmachern für nähen üblich ist, doch nur von dem Annähen der Überstämme an das Oberleder …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Nadeln — Nadeln, werden aus Drath von verschiedenem Metall gefertigt je nach ihrer Bestimmung, so die Steck N. aus Gold , Silber und Messingdraht, die Strick N., Näh N. und chirurgischen N. aus Stahldraht, die Haar N. aus Eisendraht. Die meisten und… …   Herders Conversations-Lexikon

  • nadeln — na|deln 〈V. intr.; hat〉 Nadeln verlieren (von Nadelbäumen) * * * na|deln <sw. V.; hat: (von Nadelbäumen) [die] Nadeln abwerfen, verlieren. * * * na|deln <sw. V.; hat: (von Nadelbäumen) [die] Nadeln abwerfen, verlieren: der Weihnachtsbaum… …   Universal-Lexikon

  • Nadeln — Nadel steht für: Werkzeuge mit einem spitzen Ende (Nähnadel, Häkelnadel ...) siehe Nadel Blätter von Nadelbäumen Felsnadel als Bezeichnung für eine Felsformation den Fisch Seenadel Ventilnadel den Wälzkörper in einem Nadellager und ist der Name… …   Deutsch Wikipedia

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  • nadeln — na|deln (Nadeln verlieren [von Tannen u. a.]); er sagt, der Baum nad[e]le nicht …   Die deutsche Rechtschreibung

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