Gefühl (Aesthetik)

Gefühl (Aesthetik)

Gefühl (Aesthetik) (Aesthetik), ist die Fähigkeit der Seele (Gefühlsvermögen), die durch die äußeren Sinne empfangenen Eindrücke sich als gut oder nicht gut, als schön oder nicht schön zu denken. Ohne Denken findet kein Fühlen Statt; Gefühl lebt nur durch die Vernunft, d. i. durch das Erkenntnißvermögen. Das Thier empfindet nur. So bewußtlos auch das Gefühl sich in uns anzukünden scheint, so unabhängig es vom Geiste wirkt, so innig verbunden ist es doch mit dem höheren Denken (nicht mit dem Verstande, als dem niederen Erkenntnißvermögen), nämlich mit der Vernunft. Das Gefühl ist die Sprache der Seele, die Gesammtheit der inneren Sinne, die durch die äußeren in Thätigkeit versetzt werden, und durch welche der Wille angeregt wird. Das Gefühl geht nicht aus dem Geiste hervor, sondern es bedient sich nur der Geisteskräfte, um sich zu äußern. So wird es zur Reflexion. Jenes Gewahrwerden einer moralischen Behaglichkeit oder Unbehaglichkeit ist Gefühl, während Empfindung nur den physischen Eindruck umfaßt. Gefühl ist die zur klaren Anschauung gesteigerte Empfindung, die moralische Wahrnehmung von Luft und Schmerz. Das Gefühl ist ferner in seiner Aeußerung entweder gegenwärtig, oder gehört der Vergangenheit und der Zukunft an. In der Anschauung des Vergangenen wird es Erinnerung (zu unterscheiden von Gedächtniß, das es nur mit Verstand zu thun hat), in jener des Kommenden, Ahnung, Vorgefühl. Je reiner demnach in uns die Vernunft wirkt, d. h. je moralischer wir sind, desto reiner werden wir auch fühlen; so ist der gute und gebildete Mensch gewiß empfänglicher für das Schöne, reizbarer gegen das Häßliche, als der schlechte und rohe. Das weibliche Gefühl ist, ganz entsprechend der Bestimmung des Weibes durch die Natur, reger und seiner als das männliche. Empfänglichkeit, Reizbarkeit, Mitleid, Geduld und edle Schwäche sind die Quellen des weiblichen Gefühles; ihr sanfter Strom durchzieht das Paradies des Lebens, an seinen Ufern allein gedeihen alle Blüthen und Früchte häuslicher Glückseligkeit. Das Weib sei also empfänglich: für alles Gute und Schone, im Leben, in Kunst und Wissenschaft. Es gibt einen Mittelweg zwischen Ignoranz und Vielwisserei; der ist für Frauen; es führt ein Pfad zwischen Strenge und krankhafter Hingebung gegen alle Eindrücke, der ist für das edle Weib. Das Weib sei ferner reizbar, d. h. es soll keiner gewaltsamen Anregung bedürfen, um für oder gegen Etwas eingenommen zu sein; jeder Gegenstand rege sogleich das Gefühl an, fordere die Urtheilskraft heraus, und es entscheide bald, was es interessant finden, was es für tadelnswerth halten soll. Das Weib sei mitleidig. Eine edle Frau gewahre keine Thräne, ohne sie im tiefsten Herzen mit zu weinen. Mit besonnener Hinsicht auf ihr Verhältniß helfe sie, wo sie kann. Endlich Geduld und edle Schwäche. Durch Geduld unterscheiden sich die beiden Geschlechter wesentlich. Geduld ist die ruhige Ergebung in das Nothwendige. Diese moralische Ergebung hat nur das Weib. Der Mann duldet auch; aber sein Dulden ist mehr Trotz, ein fortwährender stiller Kampf mit dem Schicksale. Den Launen des Zufalls setzt er Consequenz, der Erbitterung seines Glückes Standhaftigkeit entgegen. So duldet der Mann. Die weibliche Geduld aber ist eine fromme, religiöse Anerkennung einer Macht, der nicht zu widerstehen ist, gleichsam das Fortleben einer Glockenblume durch die Nacht mit geschlossenem Herzenskelche, der, sich einem sonnigen Morgen zu offnen, die schone Hoffnung nährt. Ein im Gefühle erlittenen Unrechts zur Erde gesenktes weibliches Auge, während das Herz dem Himmel sich zuwendet, ist ein Heiligenbild. Aus dieser Geduld aber geht das hervor, was dem weiblichen Gefühle die Krone reicht: edle Schwäche. Diese Schwache ist ein Vorzug, der das Weib mehr adelt als alle Kraft und Energie den Mann; sie ist die Rüstkammer für alle Kämpfe mit Sorgen und Beschwerden. Unter edler Schwache begreift sich aber nicht jene Unthätigkeit, die manche Frauen glauben macht, es sei ihre Wesenheit, immer zu fehlen, Kleinliches zu denken, zu kränkeln, zu klagen und zu weinen; wahre weibliche Schwäche ist das bescheidene Anerkennen nothwendiger Selbstbeschränkung, religiöser Nachgiebigkeit gegenüber dem Gatten, persönlicher Unzureichbarkeit im Leben und der hieraus folgenden Abhängigkeit vom Manne, wie der heiligen Pflicht, denselben nicht nur als Freund zu lieben, sondern auch als Führer und Lehrer zu achten. Die Lippen fest, das Auge halb geschlossen; die rechte Hand am Herzen, die linke gegen Himmel, sitzend neben dem stehenden Manne, unter schlummernden Engeln: so male man ein edles Weib; und will man einen weiblichen Engel malen, so male man ihn ohne Flügel..

B–I


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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