Baden in Oestreich

Baden in Oestreich

Baden in Oestreich in Oestreich. Drei Meilen von Wien liegt dieser Badeort in einer unbeschreiblich schönen Gegend, an einer düster und wild romantischen Bergreihe, die mit ihren erhaltenen Burgruinen den schauerlichen Geist des Mittelalters verkündet. Schon die Römer hatten in den ersten Jahrhunderten christlicher Zeitrechnung hier gewohnt, wie aufgefundene Mauerwerke bezeugen. Die verschiedenen Quellen geben ein salinisches geschwefeltes Mineralwasser von 27–30° R. und nähren sechzehn Bäder, in welchen man allein, gewöhnlich aber in Gesellschaft badet. Am besuchtesten ist das vom Kaiser benutzte Frauenbad. Die Bäder bestehen aus viereckigen Bassins mit Zu- und Abfluß des bis zur Brusthöhe reichenden Wassers. An der Wand sind Bänke oder abgetheilte Sitze, über diesen Spiegel und auf jeder Seite eine Thüre, welche mit einer Treppe zu den Aus- und Ankleidezimmern der Herren und Damen führt. Diese sind mit verhängten Abtheilungen versehen, wo die Einzelnen die vorräthige Badekleidung anziehen und dann in's Bassin gehen, wo die Unterhaltung sehr lebhaft ist und die angenehmsten Bekanntschaften gemacht werden. Oben ist eine Gallerie, wo nicht-Badende Zugang haben und offen beobachten können. An den Ursprungsquellen ist ein Dunstbad. Die Badener Wasser sind heilsam bei Krankheiten, welche von Schwäche herrühren, in gichtischen und rheumatischen Uebeln ohne Fieber, in Hysterie und Nervenschwäche, Verstopfungen und Hautkrankheiten. Schädlich dagegen sind sie wirklich entkräfteten oder dicken und vollsaftigen Personen. Man trinkt auch das an der Hauptquelle frisch geschöpfte Wasser rein oder mit Milch, Anfangs ½ Seidel und steigt bis zu 1 Maß, und geht darauf spazieren. Im Bade genießt man verschiedene Sachen, welche auf Breterchen herumschwimmen. Vielen bekommt das Bad nicht, wenn sie nüchtern sind, und sie müssen Chocolade oder Wein vorher zu sich nehmen. Wer schwindlig wird, darf nur einige Minuten in's Ankleidezimmer gehen. Bei kalter Witterung muß man sich vor Erkältung hüten. Nach dem Bade wartet man die Ausdünstung ab oder geht spazieren. Während der Kur meide man unverdauliche Speisen, Obst, Hülsenfrüchte, Geräuchertes, Fettes, Kohl, Eier, Käse und Gewürze, trinke wenig Wein nur mit Wasser vermischt, und wenig Kaffee. Der Hauptsammelplatz ist der Theresiengarten mit seinem großen Kiosk. Von hier aus führen Wege auf den Calvarienberg, von dem man eine gesegnete Ebene und mehrere Gebirgsketten überblickt. In der Nähe liegt Leesdorf und Weikersdorf mit alten Schlössern und das wildromantische Helenenthal mit den alten Festen am Eingange, Rauheneck, Scharfeneck und Rauhenstein. Außerdem sind viele schöne Anlagen und Gärten vorhanden und Vöslau mit einer Feste, Schloß Merkenstein; Schönau mit Alxinger's Denkmale, der Liebesinsel, dem Fasse des Diogenes; das Stift Heiligenkreuz mit Bibliothek, Gemäldegallerie und Muschelsammlung; Laxenburg mit seinem Park und seinen prächtigen Gebäuden, der künstlichen Ritterburg und dem Haus der Laune sind besuchte Orte. Der Weg durch die reizende Brühl, ein enges Thal, dessen Gebirgsrücken mit Schlössern, Ruinen und Kunstgebäuden geschmückt sind, ist einer der schönsten Ausflüge von Baden aus.

D.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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