Sylvester, St.

Sylvester, St.

Sylvester, St., St., der letzte Leidtragende an der Bahre des scheidenden Jahres, welches, als Greis zum liebende Kinde geworden, noch vor Kurzem die fröhlichen Weihnachtsspiele gespielt und nun zur ewigen Heimath wieder eingehen will, wo nur ein reiner Kindessinn waltet. Mit ernstem Antlitz steht St. Sylvester, als letzter und getreuester Hofschranze vor dem sterbenden König, und singt das »exsequatur« und löscht die letzte Fackel; – und unter tausendstimmigem Jauchzen – man vernimmt es von fern – naht sich der neue Herrscher in lächelnder Jugendkraft mit seinen neuen Hoffnungen und neuen Sonnen, mit seinen neuen Wünschen und den – alten Thränen. St. Sylvester aber hört noch einmal genau und andächtig auf das fromme Singen der Witwen und Waisen und das »Nun danket alle Gott« der christlichen Gemeinde, lauscht den frommen Wünschen, den schmerzensreichen Gebeten so mancher Vereinsamten, bei denen das Herz hinter dem Brustgitter erstarren will, windet sich dann unaufhaltsam durch die Menge der heirathslustigen Jungfrauen, die ihn sehnsüchtig umstehen und aus seinen Augen das künftige Glück oder Unglück ihres liebekranken Herzens lesen wollen (s. Neujahr), und schließt dann leis die Thür zur Grabeskapelle. Vom Thurme aber erklingt die zwölfte Stunde, und alle Erinnerung wandelt sich nun in Hoffnung. – In vielen Gegenden wird der Sylvesterabend auf eine höchst originelle Weise gefeiert. In Frankreich liefen früher an demselben Personen beiderlei Geschlechts, bizarr gekleidet, mit Büchsen, tiretires genannt, durch die Straßen und sammelten Almosen für die Wöchnerinnen. Diese Bettler nannten sich bachelets, guisarts, und ihr Oberhaupt führte den Namen Rollet-Follet. Während des Abendgottesdienstes drangen sie in die Kirchen ein und störten die Andacht der Frommen durch lautes Rufen. Später, als man gegen dieses Unwesen einschritt, liefen sie auf dem Lande umher und erschreckten die Bewohner in ihren Häusern, bis die Regierung 1668 dieses »Narrenfest« gänzlich unterdrückte. Diese Gebräuche pflanzten sich auch nach Schottland über, wo der S. Hogmenay genannt wird. Noch jetzt hat sich unter den jungen Leuten mehrerer franz. Provinzen die Sitte erhalten, durch Städte und Dörfer zu laufen, und unter dem Ausrufe: Aguillaneuf Geld zu fordern. Dieses Wort soll soviel als Mistelsammeln bedeuten und schreibt sich jedenfalls aus dem Zeitalter der Druiden her, welche am letzten Tage des Jahres mit großer Ceremonie in den Wald zu gehen pflegten, um mit goldner Hippe die Eichenmistel zu schneiden.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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