Sibirien

Sibirien

Sibirien, das 250,000 Quadrat M. große, östlich vom Hauptkamme des platinareichen Ural gelegene, vom Eisocean, dem großen Weltmeere und der Beringstraße bespülte, im Süden von der Kirgisensteppe, dem Altai und kaspischen Meere umschirmte, russisch-asiatische Königreich mit dem ernsten, monotonen Antlitz der hochasiatischen Wüste, mit der Krone von nie zerrinnendem Eise. Zwischen Klippen, die sich oft zu den furchtbarsten, hohen Felswänden erheben, wie zwischen kahlen, endlosen Niederungen, durchströmen hier der Obi, Irtysch, Anadyr, Tobol und der schäumende Jenisei mit ihren starren Fluthen die oft grauenerregenden Geheimnisse des Nordens. Voll salziger Seen, Steppen, düsterer Wälder und trauriger Sümpfe (Tundra genannt) ist das Land nur an dem zwischen den hohen daurischen Gebirgen gelegenen Baikalsee, sowie in einigen andern Gegenden des Südens von besonderer Fruchtbarkeit; dabei herrscht eine Kälte, daß selbst in den südlichen Gegenden im Winter das Quecksilber gefriert und über den 60. Grad hinaus der Boden nichts als Moos und verkrüppeltes Gesträuch hervorbringt, und demnach der einzige Reichthum des Landes nur in Fischen, Pelzthieren und seinen, allerdings bedeutenden mineralischen Schätzen besteht. Die Bevölkerung ist deßhalb sehr dünn, – etwa 2 Mill. Seelen, also nicht mehr als 8 Köpfe auf die Quadratmeile, – und besteht noch überdieß aus einem seltsamen Gemisch der verschiedenartigsten Nationen, von: Tataren (s. d.), Wogulen, Ostjaken, Samojeden (s. d.), Kalmücken (s. d.), Jakuten, Tungusen, Kamtschadalen (s. Kamtschatka), Korjaken, Alauten, Kurilen etc, wozu noch die unabhängigen Tschuktschen kommen, sowie die zur Strafe hierher verwiesenen Verbrecher und deren Nachkommen. Unter denjenigen dieser Völkerschaften, welche nicht schon in einem besondern Artikel erwähnt sind, interessiren am meisten die Ostjaken, welche im Nordwesten S's wohnen und die originellen Sitten und Gebräuche Hochasiens fast in sich allein repräsentiren. Ihre Frauen sind übel daran, da auf ihnen die ganze Last der Arbeit ruht, und sie außerdem für allen ihren Eifer und Fleiß nur selten ein freundliches Wort erhalten. Eine Hauptbelustigung der Ostjaken ist der Tanz, welcher, als eine Art Ballet, die Begebenheit der Jagd und Fischerei auf eine sehr ergötzliche Weise darstellt. Alle Thiere werden dabei pantomimisch nachgeahmt und einige der Tänzer stellen die Jäger vor. – Ganz S. zerfällt in die beiden Generalgouvernements Westsibirien mit den Gouvernements und Provinzen Tobolsk, Omsk und Tomsk, und Ostsibirien mit den Gouvernements Jeniseisk, Irkutsk und den Provinzen Jakutsk, Ochotsk und Kamtschatka.

P.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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