Morgan, Lady

Morgan, Lady

Morgan, Lady, Lady, Englands berühmte Schriftstellerin, eine Frau, deren geniale Geistesrichtung an die der Staël erinnert und in ihr viele Berührungspunkte findet, ist zu Dublin 1789 geb. und die Tochter eines Schauspielers Mr. Owenson. Der Bühne frühzeitig entsagend, trieb sie ein mächtiger Drang zu den Wissenschaften, und gewaltig regte sich ihre Schöpferkraft. Ihre ersten Romane: Saint Clair, The Novice of St. Dominic und the wild irish girl schildern mit Feuer Und Gewandtheit Irlands Sitten und Zustände, und wurden in das Deutsche und Französische übersetzt. 22 Jahre alt verheirathete sie sich mit dem Dr. Morgan; ihre Anschauung wurde von da an geregelter, ihr Urtheil scharfer, ihr Leben sorgenfreier. Die patriotischen Skizzen von Irland fanden eine fast enthusiastische Aufnahme, man rühmte darin die Schärfe der Beobachtung, die leichte Darstellung. Rasch folgten nun dem Romane der »Missionair,« die beiden irischen Sittengemälde »O'Donnel« und »Florence Mac Carthy.« Den meisten Ruhm aber erwarben ihr die mit Geist, Freimüthigkeit, wenn auch nicht immer mit Unparteilichkeit und Unbefangenheit, abgefaßten Reisebeschreibungen »France« (1817) und »Italy« (1823). Nach Dublin zurückgekehrt, schrieb sie 1824 ihr »life and times of Salvator Rosa,« das schwächste Product ihrer Feder. Nach kurzer Ruhe zeigte sich aber in der Schrift »Frankreich im Jahre 1829« ihr Geist in der vorigen Kraft. Ihr »Boudoir-Book« war eine Quintessenz pikanter Einzelnheiten, und ihre neueren Romane »the O'Briens« und »the Princess or the Beguine« machten Glück, trotz der gleichzeitigen, das Interesse so lebhaft gefangen nehmenden Erzeugnisse eines Marryat, der A. Mißtriß Trollope u. a. m. Wie man so gern an das Leben geistreicher und berühmter Frauen etwas Romantisches knüpft, so verbreitete die englische Presse 1825 die Lüge, Lady M. habe aus Eifersucht einen freiwilligen Tod gewählt und sich mit ihrem Taschentuche erdrosselt. Ihr neuestes Werk machte die Fabel freilich bald zu Schanden, doch soll das böswillige Gerücht dennoch einen schmerzhaften Eindruck auf die sonst geistesstarke Frau hervorgebracht haben. Allan Cunningham spricht sich über diese seltene Frau u. a. auf folgende Weise aus: Ihre Romane sind nicht ihre besten Werke. Sie versteht sich auf Schilderung des Lebens, allein nicht des eingebildeten, sondern des wirklichen, und der Personen von Fleisch und Bein, die eine Rolle in der Gegenwart spielen. In solchen historischen Darstellungen ist sie vielleicht unerreicht. Manchmal gibt sie ihre Bilder in Lebensgröße, zuweilen nur im Profil; manche Köpfe schauen auch über die Schulter, wie die Portraits von van Dyck; immer haucht sie ihnen aber den rechten Geist ein, und faßt die Hauptsumme des Charakters richtig auf. Sie liebt die scharfen Gegensätze von Licht und Schatten, und gibt mitunter angesehenen Personen keine besonders ansehnliche Haltung; klar und verständlich bleibt sie indessen immer. Talent, und zwar verschiedenes, spricht sich in allen ihren Schriften aus; Witz, Humor, Zartgefühl, Muth, Vaterlandsliebe, anmuthige Phantasie, tragen zu ihrer Ausstattung bei. Lady M. lebt in Dublin in ziemlich glänzenden Verhältnissen. 1836 besuchte sie zum dritten Male den Continent; und die vielfachen Veränderungen der neuesten Zeit dürften ihrer Feder ohne Zweifel Stoff zu einem neuen geistreichen Werke geben.

–i–


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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