Luise, Auguste Wilhelmine Amalia, Königin von Preußen

Luise, Auguste Wilhelmine Amalia, Königin von Preußen

Luise, Auguste Wilhelmine Amalia, Königin von Preußen, Auguste Wilhelmine Amalia, Königin von Preußen, ein leuchtendes Vorbild ihres Geschlechtes und Ranges, der Stern ihrer Nation, zu welchem diese noch jetzt voll Liebe und Bewunderung empor blickt. Welche Macht liegt nicht in einem edlen Weibe! Seine Tugend kann Völker begeistern, erheben, trösten; um das leuchtende Diadem flechten sie voll kindlicher Rührung die Palme der Verklärung und heiligen die nach dem Tode, welche lebend ein Engel des Friedens und der Milde war. Denn was wohl in dieser Welt fordert so sehr zum regsten Mitgefühle auf, als Tugend und Schönheit vom Unglück heimgesucht? Je höher der Unglückliche steht, je mehr die Blicke der Welt auf ihn gerichtet sind, desto mehr steigert sich die Theilnahme. Sie erreicht ihren höchsten Grad, wenn ein gekröntes Haupt, wenn eine Frau der Gegenstand derselben ist. So war es bei Preußens vergötterter Königin Luise, die, obschon seit 26 Jahren dem Leben entrückt, jetzt noch in ehrendem Andenken der Nation lebt, welche sie einst mit Stolz die Ihrige nannte. – Luise war die Tochter des Herzogs Karl von Mecklenburg-Strelitz und der Prinzessin Friederike Karoline von Hessen-Darmstadt. Sie erblickte das Licht der Welt am 10. März 1776 in Hannover, wo ihr Vater Commandant war. Am 22. Mai 1182 verlor sie ihre Mutter und lernte so in früher Jugend schon den Schmerz kennen. Die Erziehung der mutterlosen Prinzessin und ihrer Schwester wurde jetzt einem Fräulein von Wollzogen übertragen, und konnte keinen bessern Händen vertraut werden. Bald jedoch beschloß die Großmutter, die Landgräfin von Darmstadt, die Sorge für ihre Enkelinnen selbst zu übernehmen, und ließ diese zu sich nach Darmstadt kommen, wo sie unter ihrer Pflege und unter der einer Erzieherin aus der Schweiz, der Demoiselle Gélieux, herrlich gediehen. Mit großer Einfachheit ward die Erziehung betrieben; unter die Ausnahmen, welche etwas Besonderes waren, gehören, eine Reise in die Rheingegenden und ein zweimaliger Ausflug nach Frankfurt, um daselbst in den Jahren 1790 und 1792 den Krönungen der beiden letzten deutschen Kaiser beizuwohnen. Bald aber sollten die Stürme der Zeit auch diese Ruhe stören! Die franz. Revolution hatte begonnen – noch wütheten die Republikaner innerhalb ihrer eigenen Grenzen, aber bald sollte die Fackel des Krieges auch in Deutschlands Fluren lodern; ein französisches Heer überschritt den Rhein und der Landgraf von Hessen-Darmstadt fand es für gut, die beiden Prinzessinnen von Mecklenburg nach Hildburghausen zu schicken, wo Luisens älteste Schwester Charlotte seit 1785 an den Herzog vermählt war. Als jedoch durch den Rückzug der Republikaner die Umgegend von Darmstadt wieder sicher zu sein schien, kehrte auch die Prinzessin zurück und besuchte von da aus Frankfurt, wo der König von Preußen Friedrich Wilhelm II. sein Hauptquartier hatte. Bei einem Diner, welches derselbe gab, sahen sich Luise und der Kronprinz von Preußen zum ersten Male, und dieses erste Begegnen entschied auch die Zukunft Beider. Nicht Convenienz, sondern die Stimme des Herzens und wechselseitige Achtung schlossen einen Bund, der segensreich für Millionen getreuer Unterthanen werden sollte. Der Kronprinz ward mit Luisen verlobt; 1793 im December erfolgte die Vermählung in Berlin. Ebenso verband sich der Bruder des Thronerben, Prinz Ludwig, mit der Schwester Luisens, der Prinzessin Friederike, der jetzigen Herzogin von Cumberland. – Den 7. October 1794 ward Luise entbunden, aber leider nur von einer todten Prinzessin; desto größer war die Freude der königl. Familie und der Jubel des Volkes, als am 15. October 1795 ein Sohn, der jetzige Kronprinz von Preußen, das Licht der Welt erblickte. Nach 17 Monaten ward ein zweiter Sohn, der Prinz Wilhelm, geboren, im nämlichen Jahre, 1797, starb aber auch (den 10. Nov.) der König und Luisens Gatte bestieg nun den Thron. Der jungen Fürstin öffnete sich von jetzt an ein weiter Wirkungskreis. Wie sie innerhalb seiner Grenzen segensreich gewirkt, wie sie in Engelsgestalt eine Mutter aller ihrer Unterthanen war, wie ihr ernster und milder Geist tausendfache Kräfte anregte, wie sie der Mittelpunkt der Verehrung und Hingebung ihres ganzen Volkes wurde: das hat die Geschichte rühmend aufbewahrt. – Glücklich im Innern ihres Hauses als Gattin und Mutter, reich geschmückt von äußerm Glanze, von ihren Unterthanen angebetet, stand Preußens Königin, zugleich das Ideal der Schönheit an Körper und Geist, eine beneidenswürdige Frau, da. – Doch ihr Glück war nicht von Dauer; das Unglück schreitet schnell und in das funkelndste Diadem flicht das neidische Geschick seine Dornen. Prüfen will das Schicksal, um zu sehen, wer in der Prüfung bestehe; nur um die blutenden Schläfe, um das schmerzgebeugte Haupt windet es gern den Lorbeerkranz; nur dem Dulder reicht es die Palme und läutert ihn zur jenseitigen Verklärung. – Es begann der für Preußen so unglückliche Krieg gegen Frankreich im Jahre 1806. Die Königin begleitete ihren Gemahl nach Thüringen, mitten in das Kriegsgetümmel, wo das blutige Drama seinen Anfang nahm. Vergebens entzündete sich die Begeisterung an dem heldenmüthigen Vorbild der Königin, die keine Gefahr, keine Ermattung, keine Aufopferung scheute; das waltende Geschick reichte auf Jena's Gefilden dem Eroberer den Siegeskranz. – An die äußersten Grenzen ihres Staates, bis nach Memel, zurückgedrängt, verlor Luise den Muth zum standhaften Dulden und Entbehren nicht, und leuchtete durch Demuth, durch fromme Ergebung in die Beschlüsse der Vorsehung ihren Völkern als Muster vor. Der Friede von Tilsit endete den Kampf; und hier war es, wo Luisens Großherzigkeit, ihre weibliche Würde, ihre Anmuth und Milde selbst einem Napoleon, der gewohnt war, an der Schönheit und der Seelengröße, wenn sie nicht in das Bereich seiner Pläne paßte, kalt vorüber zu gehen, imponirte und ihn zu lauter Bewunderung hinriß, die aus Las Cases Memoiren selbst noch vom öden Felseneiland St. Helena ruhmvoll für Luisen herübertönte. – Dieser Friede aber raubte auch dem König die Hälfte seiner Länder. Am 16. Januar 1808 kam das hohe Paar von Memel nach Königsberg, reiste am 27. December nach Petersburg und kehrte am 23. December 1809 in die getreue Residenzstadt Berlin zurück. Jubel erfüllte die Bewohner, die den geliebten Herrscher, die angebetete, in der Fülle der Anmuth und Gesundheit strahlende Fürstin wiedersahen, nach langer, bitterer Trennung. Man feierte 1810 ihren Geburtstag mit ungeheucheltem Enthusiasmus. – Aber welch' ein Mißton schallte plötzlich in den harmonischen Akkord der Freude, »auch aus dem heitern Himmel kann,« wie der Dichter sagt, »der zündende Blitzstrahl schlagen.« Bei einem Besuche, den die Königin ihrem Vater abstattete, erkrankte sie und starb viel zu früh für Gatten und Volk am 19. Juli 1810 auf dem Lustschlosse Hohenzieritz. Ein Laut des Schmerzes tönte durch das Land, kein Auge blieb trocken, das Volk hatte seine Mutter, seine Heilige verloren; nicht ihrer Familie, der ganzen Nation war sie gestorben. Preußens Erhebung, seine glorreichen Siegestage sollte sie nicht mehr schauen; aber ihr Name, ihr glänzendes Beispiel war es, das später Männer und Jünglinge voll heiliger Begeisterung in den glorreichen Befreiungskampf trieb. Ein Engel war sie dem Volke geworden, der von jenen lichten Auen hernieder segensreich sein Schicksal leitete und es durch Sturm und Drang zur Ruhmesgröße führte. Der König war bei den letzten Momenten seiner Gattin zugegen. Was er, dem diese herrlichste der Frauen als Gefährtin des Lebens, als zärtlichste, aufopferndste Gattin angehört hatte, empfand: – das schildert keine Feder. Den 27. Juli traf die sterbliche Hülle der verklärten Luise in Berlin ein und ward am 30. einstweilen in der Sakristei beigesetzt, bis das zu ihrer Aufnahme bestimmte Grabmal in Charlottenburg fertig ward. Am 19. December wurde Luise zur ewigen Ruhe hierher gebracht. Rauch's Meisterhand hat sich in dem Denkmale, welches über dem Grabgewölbe steht, durch die Statue der Königin verewigt. – Wie kein Gatte, so ehrte der ritterliche König Friedrich Wilhelm III. das Andenken an diese hochherrliche Frau. Mit unverwischten Zügen lebt noch jetzt ihr Bild im Herzen des Volkes; ihr Todestag ist noch jetzt ein Trauertag für ganz Preußen. Ungeschwächt hallt der große Schmerz um den großen Verlust nach. Was Preußen als Schön, Groß und Herrlich erkennt, knüpft sich mit an den Namen Luise. – Was sie ihrem Hause, ihrem Volke war, lebt in zahllosen Büchern, Gedichten und Volksgesängen; ungetrübt geht ihr leuchtender Name auf die Nachwelt über. – Im Herzen ihres Volkes, im Gedächtniß aller Guten lebt Luise ein ewiges Leben. Von ihr kann man mit dem Dichter sagen

»Sie war so reich, so groß, so reich #150;

Ein ganzer Welttheil hatte

In Ihrem schönen Herzen Raum!« –

F.W.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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