Klopstock, Friedr. Gottlieb

Klopstock, Friedr. Gottlieb

Klopstock, Friedr. Gottlieb, der gottbegeisterte Sänger des Messias, der Dichter der Oden, wurde 1724 zu Quedlinburg geb. und hegte schon als Student auf der Universität zu Jena den kühnen Gedanken, den Deutschen dereinst zu werden, was Hemer den Griechen und Virgil den Römern war; dort entwarf er die ersten Gesänge seines großartigen Epos, welches die Leidens- und Triumphsgeschichte unsers Heilands zum Gegenstande hat. In Leipzig, wo der junge Dichter seine Studien fortsetzte, fand er in Schmidt einen theilnehmenden, gleichgestimmten Freund. 1748 trat Klopstock zuerst öffentlich als lyrischer Dichter auf und zugleich erschienen die drei ersten Gesänge des Messias. Das Aufsehen, welches diese Dichtung im Gebiete der Literatur hervorbrachte, ist kaum zu schildern. Alles war ungewöhnlich in dieser neuen Erscheinung: das Eigenthümliche und Erhabene des Gegenstandes sowohl als der Genius und die Jugend des Dichters. Der unbekannte Jüngling trat plötzlich aus seinem Dunkel in die Reihe von Deutschlands ersten Sängern. Die Messiade wurde einerseits mit einer Begeisterung gelobt, die an Schwärmerei grenzte, während Andere das Anathema über den Sänger des Göttlichen riefen. In demselben Jahre folgte Klopstock einer Einladung nach Langensalza, wo er die Erziehung der Kinder eines Verwandten, Namens Weiße, übernahm. Hier lernte er die reizende Schwester seines Freundes Schmidt kennen, welche er in seinen Oden unter dem Namen Fanny gefeiert hat, und faßte die innigste Leidenschaft zu ihr. Fanny inzwischen erwiderte seine Neigung nicht und lange Zeit bedurfte der Verschmähte, um sich zu trösten. Bodmer rief den Dichter in die Schweiz, wo sein Messias die glühendsten Bewunderer gefunden. Er folgte 1750 der Einladung und schwelgte hier in der großen, freien, prachtvollen Natur. Nach 9 Monaten kehrte er nach Deutschland zurück und war eben im Begriffe, eine bescheidene Pfarrstelle zu übernehmen, als er einen ehrenvollen Ruf nach Kopenhagen erhielt, wo ihm der edle König Friedrich V. einen Jahrgehalt aussetzte. Auf der Reise dahin fand er in Hamburg das Glück seines Lebens; er lernte ein junges Mädchen, Namens Margarethe Moller, die glühendste Verehrerin seiner Gedichte, die er unter den Namen Meta und Cidli verherrlicht, kennen und lieben. Seiner glühenden Leidenschaft ward die zärtlichste Erwiederung und der Bund für das Leben war geschlossen. Ehrenvoll wurde der Sänger am Hofe von Kopenhagen aufgenommen, aber aller Glanz blendete ihn nicht; er sehnte sich nach ländlicher Ruhe und seiner Meta zurück. Dieser Zeitraum ist auch der fruchtbringendste seiner Dichterperiode. Von 1751–1755 entstanden eine herrlichsten Oden, daneben vollendete er 10 Gesänge des Messias, die 1755 im Druck erschienen. Im Juli 1754 verband er sich mit der Geliebten und ergreifend schildert er sein überschwängliches Glück. Aber kaum 4 Jahre dauerte diese Seligkeit. Meta starb 1758 an den Folgen einer unglücklichen Niederkunft. Klopstock begrub die Heißgeliebte auf dem Kirchhof zu Ottensen, wo auch er sich seine Ruhestätte gewählt. – Schmerzhaft griff dieser Todesfall in alle Fäden seines Lebensglückes, aber er ertrug den Schmerz als Christ und Sänger des Messias, kehrte wieder nach Kopenhagen zurück, und wählte später Hamburg zu seinem beständigen Aufenthalt. 1792 schloß er eine zweite Ehe mit einer bewährten Freundin, der verwitweten Fr. v. Winthem. Wohl nahm er noch als Greis an dem Beginn der französischen Revolution den lebhaftesten Antheil; aber die aus ihr entspringenden Gräuelthaten betrübten ihn tief. Er starb den 14. März 1803 ruhig und in den Willen des Herrn ergeben. Sein Tod erregte in ganz Deutschland das lebhafteste Interesse; sein Leichenzug konnte fürstlich genannt werden. Klopstock hat sich um die Bildung der deutschen Sprache, um den Aufschwung der Poesie und Beredsamkeit unsterbliche Verdienste erworben. Seine Hauptwerke sind: der Messias, Hermann der Cherusker, seine Oden, seine Fragmente über Sprache und Dichtkunst. Als Odendichter steht er am höchsten; hier excellirt er durch Ideenfülle, lyrische Kraft, Tiefe und Reinheit der Empfindung. Als Mensch war Klopstock liebenswürdig, Freund im vollsten Sinne des Wortes, heiter, theilnahmvoll, treu.

E. v. E.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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