Island

Island

Island, die große Insel des nördlichen Eismeeres, welche schon den Römern und Griechen unter dem Namen Thule bekannt gewesen sein soll. Wahrscheinlich wurde sie von Norwegen aus bevölkert und kam später mit diesem unter dänische Oberherrschaft. Ihre Größe ist geographisch noch nicht festgestellt, sie schwankt zwischen 1400 und 2700 Quadrat M. Ein stürmisches, selten von Eis befreites Meer umwogt die starren, schwarzen, aus Rissen und Klippen gebildeten Küsten. Tiefer im Lande erheben sich rauhe Felsen und die Mitte desselben bildet eine Bergreihe, deren höchste Spitzen sich in die Schneeregion verlieren. Island ist ein Riese, in dessen Innerm verzehrende Feuer toben, dessen Haupt aber Schnee bedeckt und ewige Eisrinde bekränzt, während in tiefern Thälern Kartoffeln, viele Gemüse, Getreide, Beeren, gedeihen, welche in einem andern Lande von gleicher Breite nicht fortkommen. Die Berge liefern Bimssteine, Schwefel, Lava, Obsidian, Eisen, Gips, Kalkspath, Kupfer, Blei, Zinn und einiges Silber. In den Waldungen hausen Renn- und Elenthiere, Hirsche und Damhirsche, aber auch Wölfe, Bären, wilde Hunde, und während des Winters finden sich Eisbären an den Küsten ein. Die Zucht der Hausthiere ist gering, man hat wenig Pferde und Kühe; die zahmen Rennthiere liefern Fleisch, Milch und Butter; eine besondere Art von Schafen zeichnet sich durch die langen, spiralförmigen Hörner, deren jedes 7–8 trägt, aus. Sie sind nur dieser Region eigen und trotzen der Kälte so sehr, daß sie sich oft heerdenweise ohne Nachtheil einschneien lassen und ihr Dasein nur durch den aufsteigenden Dunst verrathen. Den größten animalischen Reichthum des Landes aber bildet das wilde Geflügel. Unter diesen gibt es Fischreiher, Adler, Edelfalken, Enten, Taucher und namentlich Eidergänse; die letztern liefern die weichen, in ganz Nordeuropa so sehr geschätzten Eiderdunen (s. d.), welche einen der Hauptausfuhrartikel des Landes bilden. Fast eben so reich ist I. an Fluß- und Seefischen aller Art, an Wallfischen, Seehunden, Narvals etc. Für Alles dieses erhalten die Isländer Getreide, Südfrüchte, Stoffe aus unsern Manufakturen, einige Luxussachen etc. Island wurde dreimal entdeckt, niemals aber dauernd kultivirt. 870 flüchteten sich edle Norweger hierher, welche der Tyrann Harold Hafagar vertrieben. Sie bevölkerten den südlichen Theil der Insel und ihre Anzahl stieg bald auf 80,000. Das Christenthum wurde eingeführt, Schulen gestiftet, Geschichte und Dichtkunst kamen in Flor. Von den Heldenthaten, den Mythen des Nordens geben die Edda, die Heimskringlasaga etc. Kunde. Wir verdanken sie gelehrten Isländern. Islands Bewohner entdeckten aller Wahrscheinlichkeit nach Grönland und Nordamerika; sie waren Jahrhunderte lang als ein kluges, handeltreibendes, muthiges Volk berühmt. Da überzog eine furchtbare Pest, der schwarze Tod, die Insel, entvölkerte sie und so verschwand die Population beinahe aus der Geschichte. 1261 unterwarfen sich die Isländer dem Norwegerkönig Hakon V. 1350 raffte der schwarze Tod abermals 60,000 M. weg. 1387 kam die Insel mit Norwegen an das dänische Reich, welchem sie seitdem verblieben ist. – Die Zahl der Einwohner betrug 182950,000 Seelen. Das Innere der Insel ist ganz unbewohnt, nur auf den fruchtbaren Küstenstrecken leben die Menschen in einzelnen Höfen und Handelsplätzen, welche jedoch den Namen Stadt kaum verdienen. Ihre Persönlichkeit, ihre Sprache und ihre Gebräuche geben noch heute ein treues Bild der alten Scandinavier. Sie haben an ihren vaterländischen Interessen und ererbten Gebräuchen 900 Jahre lang fest gehalten und fast keine Neuerung angenommen. Ihre Sprache ist eine Tochter der normännisch-scandinavisch-germanischen. Der Isländer ist offen, heiter und fromm, bei vieler Schärfe des Geistes; seine Haupttugend ist die Gastfreiheit. Obgleich im Allgemeinen sich die Wohnungen der Isländer, welche aus mehrern zusammenhängenden Gehöften bestehen, durch Glanz und Reinlichkeit auszeichnen, so ist das Fremdenzimmer doch stets das beste, bequemste und sauberste. Die Isländerinnen besitzen den Typus der hochnordischen Schönheiten; sie haben viel Anlage zur Corpulenz und erreichen meist ein höheres Alter als die Männer, welche häufig den Beschwerden und Mühseligkeiten ihrer Lebensart unterliegen. Die Männer kleiden sich in der Regel in eigengewebte Stoffe, tragen Hemden von grober Leinwand, runde Matrosenjacken von blauem Wollzeug, dergleichen Jacken und Schuhe von Seehundsfellen. Der Putz der Frauen ist mehr zusammengesetzter Art. Ein rothes oder schwarzes Leibchen mit Sammet besetzt umschließt den Oberleib, darunter ziehen sie 2–3 Unterröcke von blauem Stoffe an, darüber eine Schürze mit schwarzem Sammetbesatz. Ein Gürtel von gleichem Zeuge umschlingt die Hüften; er ist mit Zierathen von Silber und Steinen besetzt. Den Hals bedeckt eine silbergestickte schwarzsammtne Halskrause, 2 Z oll breit. Ueber diesen ganzen Anzug wird noch die Hempa, ein Kleid von schwarzem Tuche, geworfen, das man vorn mit Haken befestigt. Reiche Frauen hängen silberne Ketten mit großen Schaustücken- um den Hals. Der Kopfputz besteht in einem Turban von weißer Leinewand, der mit einer unzählbaren Menge von Nadeln aufgesteckt wird. Er hat gewöhnlich eine Höhe von 15–20 Zoll und verbirgt das Haar gänzlich. – Die Mahlzeiten der Isländer sind sehr einfach; sie essen geronnene Milch, Sahne, Waldbeeren, getrocknete Fische, Käse, wenig Brod, aber viel Butter, welche sie, besonders wenn sie schon alt ist, lieben. Nur an hohen Festtagen wird Hammelfleisch genossen. Der Isländer ist sehr arbeitsam; die Sorge der Rinder und Schafe fällt den Männern anheim, ebenso Jagd, Fischfang, das lebensgefährliche Aufsuchen der Eidergänse, deßgleichen die Verfertigung aller eisernen und hölzernen Geräthe. Die Frauen spinnen, stricken, weben, sticken und besorgen die Küche. Während der Arbeit erheitern sie sich durch Gesang, oder es liest ein Glied der Familie den Uebrigen etwas vor; Erbauungsschriften, Sagen der Vorzeit etc. Gegen Ende Juni zieht der Landmann in ganzen Karavanen nach den Faktoreien oder Handelsplätzen, um dort seine Produkte zu vertauschen. Sie machen die Reise zu Pferde und bedienen sich unterwegs der Zelte, welche denen der Beduinen gleichen und worunter sie sich nomadisch niederlassen. Unter solchen Zelten leben die isländischen Frauen einige Wochen hindurch auf den Bergen, um während der Abwesenheit ihrer Männer das isländische Moos einzusammeln. Der wichtigste Zweig der ländlichen Sommerbeschäftigung aber ist das Heumachen, die eigentliche isländische Erntezeit, Ende Juli und Anfangs August. Island zerfällt in 3 Aemter: das Süd-, Nord- und Westamt. Die Hauptstadt ist Ryikiawig, am Meerbusen Faxasiord zwischen zwei Hügeln gelegen, mit 70 zerstreut liegenden hölzernen Häusern und 450 Einw. Hier residirt der Stiftsamtmann und ein Bischof, befindet sich eine Domkirche, Hafen, Bibliothek, Bibelgesellschaft etc. Im Sommer wird hier lebhafter Tauschhandel getrieben.

V. u.–n.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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