Amerika (Frauen)

Amerika (Frauen)

Amerika (Frauen). Das weibliche Geschlecht ist in Amerika im Allgemeinen schön zu nennen; denn die verschiedenen Gattungen sind sehr vermischt, und dieses pflegt in der Regel, was Körperformen betrifft, eine Veredelung derselben hervorzubringen. In Nordamerika haben sich die Europäer selten mit Eingebornen oder Negern verbunden, im Süden geschah dieß jedoch sehr häufig. Die Damen von Neu-York und Philadelphia haben alle Prüderien der Engländerinnen beibehalten, ohne jedoch ganz von leidenschaftlichen Gefühlen entfernt zu sein. Die Frauen in Charlestown, meist Französinnen, haben die Koketterien von Paris nach Havre de Grace und von dort in die neue Welt mit hinüber getragen. Die deutschen Frauen Amerika's, von Tugendgleisnerei und Gefallsucht weit entfernt, sind auch dort ihrem edleren Charakter treu geblieben. Sie sind gesittete Jungfrauen und keusche brave Hausfrauen. Die Eingebornen sind ein kühner, trefflicher, großherziger Menschenschlag, noch auf einer niedern Stufe der Kultur, aber jeder Ausbildung fähig. Die Schönheit ihrer Formen geht durch Vermischung mit Weißen auch auf diese über, und die dunklere Farbe ist unter dem heißen Himmelsstriche dem Auae wohlthuender, als das fahle, blasse Weiß der Kreolen, welche hier in der glühenden Zone wie fremde, in einen anderen Boden versetzte Pflanzen erscheinen, die im Laufe der Zeit und der Generationen an Kraft und Frische der Farben verlieren. – In Nordamerika stehen die vier genannten Nationen abgeschieden, ohne inneren Familienverband, fast isolirt da. Bunter ist das Gemisch im Süden. Von der Luisiana durch Mejiko, Neu-Spanien, Peru, Quito, Chile und Brasilien nach Buenos Ayres findet man die mannichfaltigsten Vermischungen europäischer Männer mit Neger-, Mestitzen- und Mulattenmädchen; daher ein so auffallendes Ineinanderschmelzen der Physiognomien und der Farben, so daß eine Scheidewand schwer zu ziehen ist. Der Charakter der Mischlinge und Kreolen (die in Amerika gebornen Weißen) ist hier im Allgemeinen freundlich, zuvorkommend, liebreich, uneigennützig. Bei solchen Tugenden kann man ihnen einen gewissen Grad von Eitelkeit und Putzsucht, welcher doch selbst die Negersclavin ergeben ist – wohl verzeihen. Zudem liegt dieß in dem Charakter der weißen weiblichen Bevölkerung Südamerika's, der selten die Besorgung des Hauswesens obliegt, und die demnach die Zeit in Bequemlichkeit, reizender Unthätigkeit und häuslicher Geselligkeit zubringt. In Bahia und Rio Janeiro findet man bei den Männern alter Stämme großen Kleiderluxus, und so kann das weibliche Geschlecht auch nicht zurückbleiben. In früherer Zeit unter den Inka's in Peru waren die Frauen hoch geehrt und die Sonnenjungfrauen standen höher, als die vornehmsten Priester. Ihnen war das schöne Recht der Begnadigung verliehen, wie einst in Rom den Vestalinnen. – Näheres über das Leben und die Eigenthümlichkeiten der amerikanischen Frauen in den einzelnen Staaten und bedeutendsten Städten findet man unter den Artikeln: Mejiko, Nord- und Südamerika, Quito, Buenos-Ayres, Brasilien.

V. u.–n.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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