Amalia Maria, Königin von Frankreich

Amalia Maria, Königin von Frankreich

Amalia Maria, Königin von Frankreich, Königin von Frankreich, Tochter Ferdinand's IV., Königs beider Sicilien, hat an der Seite ihres Gemahls, mit dem sie sich, als er noch Herzog von Orleans war, verband, den Wechsel des launevollen Glücks, aber auch die Dauer der edleren Güter des Lebens erfahren, wenn sie, wie es hier der Fall ist, auf die feste Basis gegründet wurden, welche Religion, Liebe, Vernunft und Genügsamkeit bilden. Sie gab ihrem Gemahl ihre Hand, als er – verbannt aus seinem Vaterlande – noch gleichsam unstät und flüchtig in der Welt war, und ihr kein Asyl des häuslichen Glücks zu bieten hatte, als das, welches er der Huld ihres Vaters in Palermo verdankte, wo sie die ersten Jahre ihrer aus Achtung und Neigung geschlossenen sehr glücklichen Verbindung verlebten. Hier, in einer engen Beschränkung, in der nichts an fürstlichen Pomp und fürstliche Etikette erinnerte, lernten sie den wahren Werth des Daseins nicht in jenen Zufälligkeiten suchen, die oft eben so lästig als glänzend sind, sondern in dem gediegeneren Gehalt derselben, der durch gegenseitiges Vertrauen, Einfachheit der Bedürfnisse, strenge Pflichterfüllung und Wohlthätigkeit sie über leere, wenn auch schimmernde Zerstreuungen erhob. Ludwig Philipp, der nicht nur als Fürst, sondern auch als Mensch eine treffliche und vielseitige Erziehung empfangen hatte, wußte den Nutzen aus ihr zu ziehen, den er bedurfte. In seinen Kenntnissen, seiner, nach jeder Richtung hin vollkommenen Ausbildung, und der ihm zur andern Natur gewordenen Gewohnheit, sich stets zu beschäftigen, fand er eine schönere Nahrung seines Geistes, so wie eine angemessenere Anwendung seiner Zeit, als das Geräusch der Welt gewährt, und seine edle Gemahlin, welche freudig an seiner Hand Verzicht auf alle Hoheit und allen Glanz ihrer königlichen Abkunft leistete, war ihm eine umsichtige, liebevolle, freundliche Hausfrau, deren ausgezeichnete Vorzüge des Geistes und Herzens er immer inniger kennen und schätzen lernte. Als die treueste und trefflichste Mutter war sie zugleich auch die Erzieherin ihrer Kinder, und wer die friedlichen, ganz einem einfachen, aber würdigen Privatstande angepaßten Verhältnisse dieser Ehe zu beobachten Gelegenheit hatte, wurde mit Ehrfurcht für ein Paar erfüllt, das sich mit so viel Ruhe und Seelengröße in eine Lage fand, für deren, mit mancher Entbehrung verbundene, Zurückgezogenheit es ursprünglich, seinem Range nach nicht geboren war. Als im Jahr 1814 die Bourbons nach Frankreich zurückkehrten, schloß sich Ludwig Philipp an sie an, und sah sich nun durch die Zurückgabe der ihm eigenthümlich zugehörenden, ihm so lange vorenthaltenen Güter in den Besitz eines unermeßlichen Vermögens gesetzt. Dessen ungeachtet aber blieb sein und seiner Familie häusliche. Leben immer dasselbe. Mehr das Wirkliche, als den Schein, mehr das Tüchtige, Kernhafte und Gediegene, als den Glanz beachtend, diente der große Reichthum, den ihm die günstige Wendung seines Schicksals wieder gegeben hatte, nicht um den Thorheiten der Mode in üppiger Ausgelassenheit zu fröhnen, oder ihn nutz- und zwecklos in rauschenden Vergnügungen zu vergeuden. Künste und Wissenschaften zu ermuntern und zu beschützen, das bescheidene Verdienst, das sich zurückgesetzt sah, aus seiner Dunkelheit hervorzuziehen, um es zu belohnen, die Thränen verschämter Armuth in tiefer Verborgenheit zu erforschen, um sie zu trocknen, so wie in allgemeiner Wohlthätigkeit gleich der Sonne über Gerechte und Ungerechte wärmend zu scheinen, dieß waren die Bestimmungen des Ueberflusses, den diese Familie nur darum zu schätzen schien, um Anderen Gutes zu erzeigen. Sehr begreiflich ist es, daß Ludwig Philipp sich durch ein Verfahren so edler Art die Liebe und das Vertrauen des Volkes in einem hohen Grade erwarb, und daß, als Karl der Zehnte die Krone verloren, die allgemeine Stimme ihn auf den erledigten Thron berief. Daß die Königin ihn nicht freudig an seiner Seite bestieg, behaupten Alle, die ihr nahe genug standen, um die Bewegungen ihres Gemüths in jener stürmischen Zeit beobachten zu können. Mitleid mit dem vertriebenen Königshause, dessen höchsten Platz sie nun so unfreiwillig einnehmen sollte, Demuth, die im Glanze einer Krone sich weniger gefällt, als in anspruchsloser Stille, das Voraussehn des gestörten häuslichen Glücks, indem die neuen schweren königlichen Pflichten dem bisher so innig für die Seinen lebenden Gatten und Vater den größten Theil der ihnen sonst gehörenden Zeit in Anspruch nehmen mußten, Alles dieß bewirkte einen Kampf in ihrem Innern, der nicht ohne Schmerz und Thränen vorüberging. Doch – das Unvermeidliche forderte Ergebung von ihr, und so steht sie auch jetzt al: Monarchin, wie früher, in einer untergeordneten, fast bürgerlichen Lage, als ein treffliches Vorbild häuslicher Tugenden. treuer Mutterliebe und einer Wohlthätigkeit da, welche ihren Kreis zwar erweitert und vervielfältigt hat, aber ohne das Zartgefühl, die wahrhaft menschenfreundliche Schonung und ächt barmherzige Milde vermissen zu lassen, die sie früher übte, und wodurch sie den Werth ihrer Fürsorge für Arme und Leidende noch erhöht.

A.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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