Gustav Adolph, König von Schweden

Gustav Adolph, König von Schweden

Gustav Adolph, König von Schweden, König von Schweden, der Glaubensheld der protestant. Kirche, wurde 1594 zu Stockholm geboren. Die Zeit seiner Regierung fiel gerade in jene denkwürdige Periode, wo Deutschland wegen seiner religiösen und politischen Reformen im Innern bedrängt, durch die Gräuel des dreißigjährigen Krieges erschüttert und durch das Restitutionsedict bedroht, hart an einem Abgrunde stand. Da hefteten die protestantischen Fürsten vertrauungsvoll ihre Blicke auf Gustav Adolph, den glühenden und mächtigen Anhänger ihrer Sache. Und Gustav Adolph war bereit, den bedrängten Glaubensgenossen zu helfen, zu deren Gegnern sich auch noch das mächtige Frankreich gesellt hatte. Nachdem er die Angelegenheiten seines Landes geordnet, und von seiner Gemahlin und Tochter Christine (s. d.) gleichsam im Vorgefühl des Nimmerwiedersehens rührenden Abschied genommen, brach er 1630 mit 13,999 Mann auf und landete an der Küste von Pommern. Anfangs verhöhnte die Gegenpartei den nordischen Helden, bald aber lernte sie ihn fürchten. Mit dem Herzoge von Pommern vereint, restituirte er Mecklenburg, schloß mit Frankreich einen Bund, zwang den Kurfürsten von Brandenburg zu einer Allianz und zog sich dann in die Gegenden der Elbe hinab, während der feindliche General Tilly von der andern Seite sich Magdeburg näherte. Zwar konnte Gustav Adolph die schreckliche Zerstörung Magdeburgs durch denselben nicht hindern; aber er erfocht dagegen in der mörderischen Schlacht von Breitenfeld bei Leipzig einen glänzenden Sieg. Von jetzt an glich Gustav's Vorrücken einem Siegeszuge, auf welchem ihn die Protestanten jubelnd empfingen. Er rückte nach Franken vor, eroberte Mainz und besetzte Baiern, welches er jedoch bald, als der vom Kaiser wieder zum Commando berufene Wallenstein mit einem furchtbaren Heere erschien, verlassen mußte. Bei Nürnberg lagerten beide Heere eilf Wochen hindurch drohend einander gegenüber. Wallenstein war nicht zu einer Schlacht zu bewegen, die erst bei Lützen in Sachsen am 6. November 1632 erfolgte. Auch dort noch soll Wallenstein unentschlossen zur Schlacht gewesen sein; doch entschied, wie es heißt, sein Sterndeuter Seni. Früh vor Tagesanbruch hielten beide Heere Gottesdienst. Nach einem lauten Gebete stimmte Gustav Adolph das Lied: »Eine feste Burg ist unser Gott!« an, welches das ganze Heer unter Pauken- und Trompetenschall mitsang. Ein dichter Nebel deckte die Fluren; die Kanonade fing aber erst gegen Mittag an, wo sich der Himmel etwas aufhellte, es begann die Schlacht. Von beiden Seiten wurde mit der größten Tapferkeit gefochten. Da erhielt der König die Nachricht, daß sein linker Flügel zum Weichen gebracht worden sei. Unverzüglich eilt er mit dem Herzog von Sachsen-Lauenburg dorthin, um die Ordnung wieder herzustellen; da – einer kaiserlichen Schwadron zu nahe gekommen – erhält er einen Schuß in den Arm und bald darauf einen zweiten, tödtlichen, nach welchem er vom Pferde stürzt. – Der Herzog von Lauenburg hat sich des Meuchelmordes verdächtig gemacht; doch kann die Schandthat nicht erwiesen werden. Der Tod des Königs erfüllte das ganze schwedische Heer mit Bestürzung, aber gleich darauf mit Heldenmuth und Nachdruck; selbst die Ankunft Pappenheim's mit neuen, noch ungeschwächten Truppen schreckt es nicht. Der glänzendste Sieg wurde erfochten, Pappenheim fiel und Wallenstein wandte sich mit dem Rest seines Heeres nach Böhmen. – Aber der Sieg war theuer mit dem Verluste des geliebten Königs erkauft. Sein mit Blut und Wunden bedeckter Leichnam wurde unter einem Haufen Todter gefunden. Schweden und das ganze protestantische Deutschland beweinte den Tod seines heldenmüthigen Führers, der in der Blüthe seines Lebens, im 38. Jahre, gefallen war. Er war das Muster eines Königs, wie selbst seine damaligen Gegner gestanden, der ausgezeichnetste Feldherr seiner Zeit, der beste Staatsmann, der trefflichste, frömmste und liebenswürdigste Fürst, voll Kenntnisse in lebenden und todten Sprachen, ein Freund der Mäßigkeit und Ordnung. Mit der größten Strenge wachte er über die guten Sitten seiner Soldaten und ging ihnen in der Schlacht stets mit Herzhaftigkeit und Verachtung der Todesgefahr voran. Gustav Adolph würde bei längerem Leben vielleicht eine völlige Umwandlung der europäischen Verhältnisse bewirkt haben. Es schien anders im Rathe der Vorsehung beschlossen zu sein. – Des Königs blutiger Koller wurde nach Wien gebracht, wo er noch jetzt im Zeughause aufbewahrt wird. Den Leichnam führte der Herzog Bernhard von Weimar (sein Nachfolger im Commando) nach Weißenfels, um ihn dort seiner Gemahlin zu überliefern. – Ein roher, einfacher Stein auf einem mit Pappeln bepflanzten Raume neben der Chaussee bei Lützen bezeichnet die Stelle, wo der König fiel. Sein Leben wie sein tragisches Ende ist vielfach in dramatischen und epischen Dichtungen gefeiert worden. Am 6. Nov. 1832, als an seinem 200jährigen Todestage, beging man an Ort und Stelle seines Denkmals eine religiöse Feier, in deren Folge auch eine Gustav-Adolphsstiftung in's Leben trat.

E.O.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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