Fussbekleidung

Fussbekleidung

Fussbekleidung. Dieser so interessante Theil der Toilette einer eleganten Frau stand von je her in der besondern Gunst des weiblichen Geschlechts, und wenn uns auch alte Bildwerke Germanen und Aegypter oft barfuß zeigen, so verstanden doch die Frauen der Wohlhabenden unter ihnen, die Sohle von Holz oder Leder dem Fuße mittelst farbiger Bänder oder Riemen anzuheften, um ihn vor dem Brande des heißen Sandes und dem verwundenden Kiesel zu schützen. Die Frauen Judäa's widmeten diesem Gegenstande noch größere Aufmerksamkeit. Sie schmückten den Fuß oberhalb des Knöchels mit goldenen und silbernen Ringen, deren im alten Testamente vielfach gedacht wird. Ihre Sandalen waren höchst zierlich, oft prächtig und mit goldnen Halbmonden, welche Bänder über den Zehen zusammenhielten, verziert. Die Männer trugen nur auf Reisen Schuhe (wie sie die heilige Schrift nennt), die jedoch bloße Sohlen waren. Sie ihren Herren anzulegen und nachzutragen, galt als Geschäft der niedrigsten Sclaven. Die weichlichen Perser wie die kunstsinnigen Griechen, bedienten sich ebenfalls dieser Sandalen, des Urtypus aller Fußbekleidungen, welchen sie durch das Anschnüren viel Eleganz zu geben verstanden, doch wechselten sie schon mit dem mehr Schutz gewährenden Halbstiefel, der sehr dicke Sohlen hatte und Kothurnus genannt ward. Mimen legten ihn im Trauerspiel, um Heldenrollen noch mehr Majestät zu verleihen, an, und erhöhten dadurch ihre Gestalt. Im Lustspiele hingegen, wie zum Tanze auf der Bühne, trug man den Soccus, einen leichten, pantoffelähnlichen Schuh. Rauheres Klima und kriegerische Lebensweise nöthigten allenthalben zu sorgfältigerer Bedeckung. Die Amazonen ließen ihre Halbstiefeln bis über das Knie hinauf gehen und die den kampflustigen Galliern eigenthümlichen, gelten noch heut' dem Alterthumsforscher für ein Unterscheidungszeichen dieses Volkes. Ihre Sieger, die Römer, trugen nur die Sandale, und die stolzen Matronen der Sieben-Hügelstadt wußten dieselbe trotz den Griechinnen mit künstlich verschlungenen Bändern zu zieren. Die früher gebräuchlichen von rother Farbe machten weißen und endlich selbst Goldschnuren Platz. Kettchen und Spangen über den Knöcheln trugen nur sittenlose Frauen, deren kurze Kleidung diesen Luxus begünstigte. Nur sehr vornehme Männer zeigten sich mit einer Art Schuhe, einige Kaiser hatten deren vergoldete; aber von Strümpfen wußte man dazumal noch eben so wenig wie heut' bei den meisten morgenländischen Nationen. Chinesen und Japanesen kennen zwar etwas Aehnliches, womit sie den Fuß umhüllen, ehe sie ihn in ihre unförmlichen Schnabelschuhe stecken; allein die uns zunächst wohnenden Orientalen, die Türken, bedienen sich lediglich ihrer gelben Babuschen von seinem Leder, die gleich an den Pantalons fest gemacht sind und über welche beim Ausgehen Pantoffeln gezogen werden. Ihre Frauen tragen im Innern der Wohnungen seltsame Sandalen an den bloßen Füßen, die zum Theil mit zwei kleinen Stützen darunter versehen sind und deßhalb beim Auftreten ein gewaltiges Klappen verursachen. In den Bädern werden von Männern und Frauen leichte, auf eben solchen Stützen ruhende Brettchen an die Füße befestigt, damit der erhitzte Steinboden nicht direct betreten werden darf. Die Formen der türkischen Pantoffeln (alle muselmännische Völker bedienen sich ihrer) sind oft sehr artig, und verdienen nebst der schön geschnürten Sohle der Griechin, welche die weiße Haut des Fußes mehr hervorhob, als versteckte, keck dem modernsten pariser Schuh zur Seite gestellt zu werden; alle drei aber übertrifft an genialem Schnitt, geschmackvoller Verzierung und Zweckmäßigkeit die Fußhülle der in Mokha sich des Handels wegen aufhaltenden, indischen Kaufleute, der Banianen. Von Strümpfen ist bei alledem indeß nie die Rede. Kältere Gegenden gaben ihnen die Entstehung und sie erfuhren gleich den eigentlichen Schuhen (s. d.) im Mittelalter die verschiedensten Abänderungen. Man ahmte die Fußbekleidung der entferntesten Nationen, vorzüglich in Frankreich, nach (die berühmten Schuh à la Poulaine waren polnischen Ursprungs), und kehrte zuletzt doch, trotz aller Verlängerungen, spitzen, krummen und breiten Schnäbel wieder zum Einfachen und folglich Bessern zurück. Zwei französische Könige, der wahnsinnige neunte Karl und Heinrich III., verschmähten es nicht, den Füßen ihrer Höflinge Moden zu dictiren. Dieser sann, umgeben von Favoritinnen und Lieblingshunden, auf neue Schuhformen, während die blutigsten Parteikämpfe sein unglückliches Land verwüsteten; und jener gebot einst statt der Schnallen kleine Todtenköpfe über gekreuzten Gebeinen auf den Schuhen zu tragen. Ein grausiger Contrast mit den früher gebräuchlichen silbernen Schellchen, die an die umgebogenen Spitzen geheftet wurden, und noch lange Jahre ein Attribut der Hofnarren blieben. Die Erhöhung der Fußbekleidung durch Absätze kam später an die Reihe. Juwelen, Gold, Silber, Pelzwerk u. s. w. hatte man schon längst darauf angebracht, Stickereien waren auch bereits da gewesen; aber nur den Großen am französischen Hofe wurde es erlaubt, rothe Absätze zu tragen, weßhalb man den Höflingen insgemein den Namen Rothhacken gab. Sie verschwanden in der Revolution. In England und sämmtlichen andern kultivirten Ländern Europa's erlitt die primitive Fußbekleidung, stets Sohle oder Halbstiefel, beinahe dieselben Veränderungen, und nur letzterer hat sich seiner naturgemäßen Brauchbarkeit halber fast unverändert bis auf unsere Tage erhalten, nutzlos hingegen muß für uns immer der Mocassin des rothen Indianers und die flüchtige Sohle der Alten bleiben.

F.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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