Federschmuck

Federschmuck

Federschmuck. Die Sitte, sich mit dem buntfarbigen, zartgestalteten Gefieder der Vogel zu schmücken, ist uralt und man begegnet ihr unter allen Zonen. Als der Mensch aus dem Naturzustande heraustrat, boten sich ihm schon Federn und Blumen zur Zierde dar. Mit beiden schmückt sich noch jetzt eben so der rothe Indianer in Amerika's Urwäldern, wie der Schwarze auf Afrika's glühendem Sande, der Brama- und Budhaverehrer in Asien, wie der Südseeinsulaner und Federn wählt die geschmackvollste Dame der europäischen Hauptstädte neben Juwelen zum reizendsten Putze. In Aegypten gehörten ungeheure Federaufsätze zur Gottesverehrung, Hebräern und Griechen dienten sie zum Schmuck und Ehrenzeichen, die Römerin verwandte das Federkleid der Pfauen, Strauße und indianischen Raben zum Wedel im kostbaren Fächer. Im Mittelalter zierten Federn den Helm und das Barett des Ritters, oft auch das Streitroß und den Zelter der Dame. In China bezeichnet die Pfauenfeder den Rang des Mandarins. Straußenfedern standen wegen ihrer Weiße, Große und Elasticität von jeher in großer Gunst, und schon im 12. Jahrhundert führte man deren aus Alexandrien und andern Häfen der Levante in Italiens Handelsstädten und namentlich in Venedig in großer Menge ein. Bis auf die neueste Zeit sind Federn ein wesentlicher Theil des Schmukkes geblieben. Die Weise sie aufzustecken, entlehnte man bald von den Königskronen der Inkas, bald von ganz wilden Völkern, und als weder die Reiher, Strauße, Marabouts mehr genügten, lieferte der Pfeil des Malayen einen noch seltneren Schmuck: ganze Paradiesvögel, deren bogenförmiger Schweif allerdings einen höchst malerischen Anblick gewährt. Aus den würzigen Lüften der Heimath, wo sie sich auf Pisang und Palmen wiegten, versetzte sie die Mode auf die Toquen und Hüte der Damen im kerzenhellen Saale. Ehedem hatte der vortreffliche Busch des Pfauen oder Königreihers, der in Asien noch immer die Turbane der Großen überragt, den Vorrang, und verschönerte die Jagdbaretts der Ritterfrauen und Fürstinnen. – Die schwarzen Reiherfedern galten für die köstlichsten und in Frankreich bezahlte man für einen Stutz derselben 1200 bis 6000 Livres. Die aus weißen, ostindischen Reiherfedern zusammengesetzten heißen aigrettes. Am seltensten sind die weißen mit schwarzen Spitzen; auch die grauen werden geschätzt. Wie man vom Reiher vornehmlich die Kopf- und Halsfedern benutzt, so beim Strauß die von den Flügeln und vom Schweife. Sie zeichnen sich eben so durch Weiße, wie durch Glanz, Elasticität und Starke aus. Man bringt sie aus dem Innern Afrika's auf die Märkte von Alexandrien, Cairo, Tunis, Tripolis, Algier etc., und von da nach Europa, besonders nach Livorno, wo der Haupthandelsplatz für Federn ist. Die Straußfedern, welche aus Algier kommen, sind jetzt die geschätztesten, weil sie dort den eingefangenen, lebendigen Straußen ausgezogen werden. Man schätzt die Federn der Männchen höher als die der Weibchen. Jene sind weißer, größer und reicher an den seidenhaften Fasern. Nebst diesen beiden vorzüglichsten Sorten werden auch noch Federn von andern Vögeln zum Schmucke benutzt. Die Federn erfordern meist eine mühsame Zurichtung. Sie werden mit Seife gewaschen, gekocht, gebleicht, geschwefelt, gefärbt etc. Die kleinen Federn, die selten genug schwarz sind, werden mit Campecheholz und Vitriol gefärbt. Rosenrothe erhält man durch Safflor, grüne durch Curcuma mit Blau vermischt. Die ganz weißen nehmen nicht gern eine völlige Schwärze an. Italien liefert Hahnenfedern, die ganz nach Art der Straußfedern zugerichtet und gekräuselt sind. Die Palatine und Müsse aus Federarbeit von Genua und Bologna sind berühmt. – Die Anwendung der Federn zum Putze, zum Schmuck, zu Verzierungen ist vielfältig. So gibt es z. B. Federblumen; diese werden verfertigt, indem man kleine, angemessen gefärbte Federn mit der Scheere zuschneidet und nach der Form der Blumenblätter auszackt, sie dann um einen Stengel von Eisendraht reiht und mit grüner Seide fest bindet. Federmosaiken bestehen aus auf Papier geklebten verschiedenfarbigen Federn nach bestimmten Zeichnungen, meist Abbildungen von Vögeln. Es gibt auch Federpelzwerk, welches die Brusthaut der Geier, Schwäne und einiger anderen Wasservögel liefert. Zur Federstickerei bedient man sich der harten Schafte der Pfauenfedern, man näht damit verschiedene Zeichnungen auf das Leder. Besonders in Tyrol und Salzburg sind so gestickte Ledergürtel üblich. Zu den vorzüglichsten Federsorten gehören noch die Marabouts- (blendend weiß, aus Südamerika), die Paradiesvögel-, Flamingo-, Pfauen-, Geier-, Fasan-, Kranich-, Schwansfedern u. a. m.

F.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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